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Die todesmütige Kühnheit als literaturtherapeutischer Gegenstand.

필자 (匹子) 2015. 11. 9. 13:29

 

Die todesmütige Kühnheit als literaturtherapeutischer Gegenstand.

Untersuchung zum Prosawerk B. Brechts Der verwundete Sokrates

PAK, Schoro

 

Die vorliegende Arbeit setzt sich anhand der Analyse des Prosawerks von Bertolt Brecht ”Der verwundete Sokrates“ mit den Problemen der Kampfbereitschaft sowie -verweigerung eines Intellektuellen auseinander. Vermittels einer geisteswissenschaftlichen Therapie wird

dargelegt, dass die Tollkühnheit einiger Soldaten, sich blindlings und ohne Bedenken

zum Kampf an die Front zu begeben, als falsches Heldentum zu bezeichnen und

Fahnenflucht als entschuldbares Mittel der Kampfverweigerung zu bewerten ist.

Die Hauptfigur, Sokrates erinnert insofern an Jakob Böhme bzw. Hans Sachs, als er

sich in Brecht's Werk als Schuster verdingt.

 

Sokrates wird zwangsläufig an der Front eingesetzt. Von dort will er aus Überzeugung

sogleich die Flucht ergreifen. Da gerät er in ein Dornenfeld, tritt in einen Dorn, so dass

er vor Schmerz nicht laufen kann. In diesem hilflosen Zustand blickt er im Nebel dem

Feind entgegen. Zunächst brüllt er nur, so laut er kann. Dabei schwingt er zur Abwehr

des Feindes sein Schwert im Kreise um sich. Die Perser wenden sich zur Flucht.

Sokrates befiehlt zwei Landsleuten, die vorbei kommen, auf der Stelle zu verharren.

Als die griechische Reiterei naht, erklären die Soldaten dem Alkibiades, Sokrates habe

die wankende Schlachtreihe durch seinen Widerstand zum Stehen gebracht. Im

Triumphzug bringt man Sokrates nach Hause, wo ihn seine Frau, Xanthippe

argwöhnisch nach seiner vermeintlichen Heldentat befragt. Am Tag darauf ist sein

Fuss stark angeschwollen. Seine Schüler berichten ihm, ganz Athen sei seines

Ruhmes voll, er aber hört in Gedanken das Gelächter der ganzen Stadt.

Schliesslich erscheint Alkibiades selbst, um ihn dazu zu bewegen, ihn auf den

Aeropag zu begleiten. Sokrates berichtet die volle Wahrheit.

 

In diesem Zusammenhang hält Brecht zwei Sachverhalte für relevant: das Überleben

des Sokrates trotz der scheinheiligen Kriegsideologie zum einen, seine ehrliche

Bekenntnisse der Fahnenflucht trotz der öffentlichen Schande zum anderen.

Sokrates ist sich darüber im klaren, dass Kriege meistens aus Gewinnsucht der

herrschenden Klasse angezettelt und geführt werden. Darum erscheint es ihm sinnlos,

bei einem Scharmützel gegen die Perser als Kanonenfutter missbraucht zu werden.

 

So ist es nicht verwunderlich, dass er desertiert. Indem Brecht in diesem Werk das

Recht zu überleben hervorhebt, will er den renitenten Kampfgeist seiner Zeitgenossen

vor dem Zweiten Weltkrieg hinterfragen. Angesichts des atomaren Zeitalters ist eine

solche furchtlose Schwärmerei für den Krieg erweist sich als selbstzerstörerisch und

sinnlos: Feuert ein Pilot beispielsweise eine Atombombe ab, so hat dies beiderseitig

eine verheerende Katastrophe zur Folge. Auch wenn die Flucht vor dem Kampf

jeglicher Art scheinbar als feig betrachtet wird, gewinnt doch ”der Mut zur Angst“

im wahrhaften Sinne des Wortes seine Überzeugungskraft.