Libido und Eifersucht, oder die Sehnsucht nach gleichwertigen Geschlechterrollen
- Die Sonette von Margarete Steffin und Bertolt Brecht
Pak, Schoro
Die vorliegende Arbeit beabsichtigt, anhand der Analyse etlicher Sonette von Margarete
Steffin und Bertolt Brecht Differenzen in bezug auf Sexualität und Geschlechterrollen zu
verdeutlichen. Brechts zum Teil pornographische Sonette zeigen eine auf Sex reduzierte
Erotik, die in erster Linie auf Penetration gerichtet ist. Steffins Gedichte aber, die erst 1992,
einundvierzig Jahre nach ihrem Tod veröffentlicht wurden, enthalten Kritik an der Vorstellung
von zwei klar differenzierbaren Geschlechterrollen. Außerdem macht sich eine Sehnsucht
nach gleichwertiger Geschlechterrollen bemerkbar. Hierbei misst Steffin in erster Line der
liebenden Geste, dem Berühren eine Bedeutung bei. Sie verweigert der Objektivierung des
Partners bzw. dem Selbstgenuss, für den Brecht in seinen Sonetten zu plädieren scheint,
die Akzeptanz. Steffin war nämlich davon überzeugt, dass nur Liebe und Freundlichkeit,
nicht aber Hörigkeit und Eifersucht Glück und Wohl beider Partners garantieren.
Der Grund, warum Steffin Brecht unterstützte, liegt auf der Hand: aus Liebe und Dankbarkeit.
Brecht sorgte dafür, dass Steffin in einer luxuriösen Heilanstalt in der Schweiz weilen konnte,
um sich von ihrer Tuberkulose zu erholen. Er zahlte ihr zum Teil großzügige Honorare aus,
was die Behauptung John Fuegis relativiert, dass Brecht Steffin jahrelang nur ausgebeutet
habe.
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